In fast jedem Hafen sind „Reisende“ anzutreffen, welche versuchen, auf einem Schiff anzuheuern. Doch was heißt das „anzuheuern“. Und was für Leute sind das eigentlich?
Nun, ich begebe mich nun auf einen gefährlichen Pfad. Zum einen auf einen Pfad, der Verallgemeinerung, denn diese Mitfahrer sind so unterschiedlich, wie die Bootseigner oder der Rest der Menschheit. Auch die Beweggründe solch eine Mitfahrgelegenheit zu suchen sind sehr unterschiedlich. Doch Ihr wollt nicht wissen, was dort so `rumläuft, sondern etwas spannendes, oder lustiges lesen. Gut, sollt ihr haben, denn das was jetzt kommt ist sicher lustig. Der Bootseigner kann hier sicherlich einige sinnvolle und interessante Informationen und Erfahrungen entnehmen, dem interessierten „Mitfahrgelegenheitssuchenden“ möchte ich zu Maximierung seiner Mitfahrchancen mein entsprechendes E-book empfehlen.

Fahrendes Volk, könnte man es nennen, das sich da mit Hilfe von Papieranschlägen in den Waschräumen, dem Marinaoffice, dem Hafenbüro, den Kneipen und sonstigen mehr oder weniger offiziellen Anschlagplätzen anbietet zum Ergötzen der jeweiligen Anschlagplatten- oder Wandinhaber. Denn natürlich hängen die Bewerber ihre vergilbten und mit der Zeit durchfeuchteten Zettel nicht ab, wenn sie denn dann endlich ein Schiff, oder was anderes, gefunden haben. Oder besser gesagt Burschen (und Mädels) auf Wanderschaft! Ja, Frauen und Männer, die im Rahmen ihrer Ausbildung auf der Walz sind. Meistens sind es Holzbauer. Eine sinnvolle Idee um über den Tellerrand hinaus zuschauen. Zimmerer in Japan oder Österreich arbeiten mit den gleichen Werkstoffen sehr unterschiedlich, und gerade auf Holzbooten, auf Traditionsschiffen, gibt es da ein interessantes Betätigungsfeld. Die schlabberigen Cordhosen, die schwarzen Westen und der merkwürdige Hut. Schon von weitem ist diese Klientel gut zu erkennen. Gerade in Häfen. Da Holzbootsbau gerade bei großen Schiffen auch etwas mit Holzbau zu tun hat, zählt dieser Bewerberkreis sicherlich zu den interessantesten aus der Sicht der Eigner entsprechender Schiffe. Es ist davon auszugehen, dass es die auf der Walz Befindlichen Reiseerfahrungen haben. Sich einordnen können, Anweisungen von „Chefs“, auf den Booten „Kapitäne“ und „Skipper“, folgen. Auch Reiseerfahrung ist vorauszusetzen, so daß bestimmte Fragen nicht von vornherein als peinlich erachtet werden müssen.

Da gibt es die rüstigen Rentner, die, meistens mit Vollbart, einfach auf eine vermeintlich kostengünstige Art und Weise sich die Welt anschauen wollen.

Die Studenten, die ähnliches vorhaben, aber halt einfach etwas jünger sind.

Und die Leute im arbeitsfähigen Alter, die keinen Job haben und ihr Wohl darin sehen, über kurz oder lang die Welt zu bereisen, natürlich auch möglichst kostengünstig, und dabei noch etwas Erfahrung im Segeln machen wollen, aber auch die Gelegenheit nicht missen wollen, in anderen Ländern eventuell einen Job zu finden.

Oft wird mit Instrumenten gereist. Klar, mit einer Gitarre, einem Schifferklavier oder einer Trompete kann man auch in den Fußgängerzonen der Welt sich sein bescheidenes Auskommen zusammen….., nun ja, …erarbeiten.

Auch die Jonglierkünstler, Einradfahrer, Artisten……jeder Autofahrer der jeweiligen Küstenstädte erinnert sich sicherlich an deren Vorstellungen während der Ampel-Rotphasen. Wer fühlt sich da nicht verpflichtet, eine Münze herauszugeben, doch nach einigen Kreuzungen, ich möchte daran erinnern, daß im Ausland die Serien-Schaltung von Ampeln, als die grüne Welle nicht üblich ist, hat man diese Leute und ihre Kollegen schnell dicke.

Da die Restaurants und Bars in den Häfen und Marinas nicht die billigsten sind, wundert es einen dann schon, wenn das Geld dort in Zigaretten und Alkohol umgesetzt wird. Aber gut, dies sei jedem seine eigene Sache und der intelligente Bootseigner wird schon seine Schlüsse ziehen können. Interessant wird es dann, wenn dieses fahrende Volk zusammenkommt. Ganze Marinas wurden so schon früh morgens oder abends beschallt, sollte das eigene Boot groß genug sein, kann man sicherlich ein nettes Konzert zusammenstellen für die nächsten Wochen der Überfahrt.
Doch berücksichtigen muss man dabei natürlich, daß die Geige nicht nass werden, die Gitarre nicht unter der Taucherflasche zu liegen kommt und das Einrad zerlegbar ist, sollte man sich für solch einen Mitfahrer entscheiden.

Und dann noch die interessante Frage des Geschlechts……Männlein oder Weiblein? Es ist unglaublich, aber da sprechen gerade dem Teenageralter entwachsene Frauen, (oder sollte ich besser „Mädchen“ sagen?) einen 50-jährigen Alleinreisenden Skipper an, ob er sie nicht mit über den Atlantik nehmen könne. Das bedeutet drei Wochen auf engstem Raum zusammen mit einem Unbekannten, die meiste Zeit außerhalb jeglicher Beobachtung und Kontrolle durch irgendwelche Gesetze oder anderen Menschen, nur der eigenen Moral und Anständigkeit, oder auch Unanständigkeit, verpflichtet. Oder vielleicht lieber das Boot in Augenschein nehmen, auf welchem offensichtlich zwei Männer leben?

Zu den Vorzügen und der Auswahl des Geschlechts und des jeweiligen Instrumentes oder der künstlerischen Begabung, kommt dann noch das Praktische. Kochen können sie nämlich alle. Perfekt natürlich! Und das „easy going“ möge man als Deutscher bitte nicht wörtlich nehmen.

Ich hatte da mal einen Fregatten-Kapitän in Rente an Bord, der zu ungeschickt war, den Wasserschlauch zusammenzulegen, oder den Benzinkanister vor dem Verstauen abzuwischen. Das stinkende Benzin außen am Kanister, könne ja im Motorraum, dem Stauraum des Kanisters, verdunsten, der Wasserschlauch einfach hinter die Treppe geknäult werden.
Auch die Navigationsinstrumente waren vor seinen erfahrenen Händen nicht sicher. Nur leider, war er so ungeduldig und wollte alles gleich und sofort und auf einmal wissen, daß ich weder Zeit für meine Arbeit hatte, noch er am nächsten Tag wusste, was er am vergangenen Tag gelernt hatte. „Ist doch alles ganz einfach“ sagte er, als er auf den Tasten meines Computers herum hackte und das Fingermousepad malträtierte so daß ich Angst um die Tastatur hatte, als er eine simple Email schreiben wollte.

Und dazu kommt die Sparsamkeit dieser Leute. Das ist es, was mich am meisten enttäuscht. Da ist man schon auf einem Boot, einem Boot, das, wenn man es chartern würde, 4.000 Euro die Woche kostet, man kann Dinge lernen, für die der Eigner und Kapitän wahrscheinlich erhebliches Lehrgeld and Kursen, Seminaren, Erfahrungen gesammelt hat. Nein, das reicht nicht, man muss dann auch noch mit aller Überredungskunst versuchen, den Bootseigner dazu zu bringen, im Hafen einen kostenpflichtigen Elektro-Landanschluss legen zu lassen, damit man seinen Videoakku laden kann. Man war ja zu „vergesslich“, oder soll ich sagen zu „blöd“ und unerfahren, um vor der Reise nach einem Zigarettenanzünder-USB-Lader zu fragen? Oder sollte auch hier statt Sparsamkeit einfach GEIZ, im Spiel sein?

Warum erwartet man immer Freigiebigkeit vom Bootseigner? Sind diese Leute besonders mit Geld gesegnet? Es scheint so, ist doch ein Boot für die meisten ein Luxusgegenstand.

Das merkwürdige für mich ist, dass diese Personen an Land, ganz anders sind. Zu Hause eingeladen, wurde jeden Abend eine gute Flasche Wein oder Sekt geöffnet. Speisen im Überfluss und zum Schluss ein Bad im eigenen Pool. Absolute Höflichkeit und Zuvorkommenheit an Land, steht oftmals grottenschlechtem Benehmen und Arroganz an Bord gegenüber. Aber an Bord??? Merkwürdig! Ja es stimmt, die See verändert den Menschen!

Ich hatte mal einen Mitfahrer, der allerdings nie Mitfahrer wurde, einen alten richtigen Seebären der sein ganzes Leben mit Handelsschiffen auf See verbracht hat. Der gute alte Mann wusste zwar alles über die See, aber verstand den Unterschied nicht zwischen Kredit- und Bankkarte. Als er mit der Bankkarte versuchte das Ryanairticket zu bezahlen musste halt meine Kreditkarte daran glauben. „Alles ist zu etwas gut“ sage ich mir immer und es kam es, wie es kommen musste.
Heinzelmann wurde krank, konnte das Ticket nicht umbuchen, weil er am Ticketcounter von Ryanair angeblich gesagt bekommen hat, daß das vorgezeigte Dokument kein Ticket sei (wo bitte hat Ryanair Ticketcounter?) und so erschien er halt nicht wie abgemacht am Abfahrtsort und ich segelte alleine. Eine Erfahrung die nicht schlecht war, wuchs ich doch an mir selbst und brauche solche Mitfahrer zukünftig nicht mehr.

Doch zurück zu den braven Mitfahrern die gut kochen können. Gut Dosen aufwärmen können und dafür noch nach einer Anleitung fragen. Ja, ist wirklich passiert!!! Wo ist die Anleitung zum Maggi-Raviolikochen wurde ich gefragt!
Alle können die sogenannte Hundewache ohne Probleme übernehmen. Wann schlafen die eigentlich? Alle können offensichtlich ein Schiff steuern. Wo haben sie dies gelernt? Während der Kapitän friedlich unten in der Kabine schläft. Glauben die wirklich man könne auch nur ein Auge zu tun mit dem Wissen des Gitarrenspielers dort oben am Steuer?
Weiss man, was es bedeutet, zwei rote Lichter voraus zu sehen? Oder ein grünes rechts hinten? Ein rotes links vorne? Man wird als Bootseigner nach einer Versicherung gefragt. Für das Boot oder für den Gast? Hat der Gast etwa eine Versicherung dafür, wenn er an Bord irgendetwas versehentlich beschädigt? Eine Gasthaftpflichtversicherung kostet so um die 50 Euro im Jahr, eine Bootsvollkaskoversicherung einige tausend Euro…..

Fragt man die nach Seekrankheit und welche Medizin sie dabei haben, haben sie noch nie ihr eigenes Erbrochenes weggewischt. Seekrankheit? Nun dagegen gibt es sicher etwas, doch das muss doch an Bord sein. Genau wie das Pflaster, das Desinfektionsmittel, das Naht- und Schienenmaterial, das Fieberthermometer und das restliche Verbandsmaterial. Wer zahlt dies? Den ständigen Austausch wenn das Schmerzmittel oder die Wundcreme mal wieder überlagert oder von den hohen Temperaturen geschädigt ist? Bringt da mal einer irgendetwas mit. So rein nur der Anerkennung der Mühe wenigstens?

Man muss als Bootseigner schon froh sein, wenn diese Mitfahrer Schuhe haben, die an Deck nicht abfärben und das ganze weiße Deck mit dunklen Schleif- und Sohlenspuren versehen. Austauschschuhe finden in den Rucksäcken ebensowenig Platz, wie Ersatzklamotten. Nein, man muss sich sogar darauf gefasst machen, daß zu hören zu bekommen, Sand sei ja Naturdreck und deshalb sei es unnötig die Schuhe vor dem Betreten des Decks oder des Beibootes auszuziehen. Welche Arbeit es ist, die Bodenbretter neu zu lackieren, die teuren Lacke sind damit verglichen nur geringes Beiwerk, versteht niemand, der es nicht schon selbst gemacht hat. Und dass sich der „Gast“ mit salzhaltiger Bekleidung in den Innenraum des Bootes begibt, diese tagelang auf Polsterflächen liegen lässt, die dann die Luftfeuchtigkeit prima annehmen, ist das allerletzte woran dieses bunte Volk denkt. Schließlich ist man gewöhnt, am Strand zu schlafen und in die nächste Ecke zu pinkeln. Da sind solche Kleinigkeiten Peanuts.

Klar ist, dass man als Bootseigner auch keine Gebühren dafür erhebt, oder dass der liebe Gast bereit wäre, auch nur das Geringste dafür zu bezahlen, dass genügend Rettungswesten, Raketen, für ihn ein Platz in der Rettungsinsel, Sicherheitsleinen, Gurte, Feuerlöscher etc. vorhanden sind. Alles unterliegt natürlich regelmäßigen Prüfintervallen, die selbstverständlich vom Eigner gezahlt werden. Schon mal daran gedacht, dass die 40kg Rettungsinsel oftmals weit verschickt werden muss, bis sie den Prüfstützpunkt erreicht? Das solch ein Check mehrere hundert, evtl. sogar tausend Euro kostet?

Wie geht es ihnen bisher lieber Leser? Können Sie einen gewissen Scham dieser Leute nachvollziehen? Gut, wenn sie dies können, aber glauben Sie mir, da draußen laufen Heerscharen von Männlein und Weiblein herum, die sich nicht das Geringste darum scheren.